Tour 1

Ein Gedenkstein für Martin Luther?

Ein Stein auf der Rabenkuppe gibt uns ein Rätsel auf. Unübersehbar und einer Säule gleich steht er auf der Spitze des Hügels. Der Stein ist unbeschriftet und somit ohne jeden Hinweis zu Zweck und Herkunft. Also machen wir uns auf die Suche nach Antworten auf die brennendste aller Fragen: Was hat es mit dem Stein auf sich? Die Tour über die Rabenkuppe zwischen Mansfeld und Vatterode führt über einen von Obstbäumen umfassten Weg. Wir treffen auf aufgeschlossene und herzliche Menschen, die uns gern ihre Geschichten erzählen und zu guter Letzt auch das Rätsel um den Stein lösen.

Anlass für unseren Trip war ein Hinweis aus Vatterode. Angeblich sollen Pachtverträge zwischen Hans Luder, dem Vater Martin Luthers und der Kirche in Vatterode bestanden haben, was dazu führte, dass sich Martin Luthers Eltern regelmäßig auf den Weg in diesen benachbarten Ort begeben haben. Im Jahre 1484 pachteten der Bauer, Bergmann, Mineneigentümer und spätere Ratsherr Hans Luder gemeinsam mit seiner Ehefrau Margarethe die „Herrenfeuer“ in Mansfeld. Als Herrenfeuer wurden damals die gräflich-mansfeldischen, nur auf kurze Zeit in Verpachtung gegebenen Hüttenwerke, bezeichnet. Hans Luder war in den Jahren 1507 bis 1529 Hüttenmeister im Mansfelder Land und unterhielt mehrere Hütten. Eine der Hütten bei Mansfeld hieß Oberrabenhütte oder die „Hütte vorm Raben“, sie lag nahe der Wipper am Fuße der Rabenkuppe.

In den Jahren zwischen 1493 und 1518 wurde die Kirche in Mansfeld neu aufgebaut. Für diesen Zeitraum wurden die Verwaltungsaufgaben der Mansfelder Kirche auf die Kirche in Vatterode übertragen. Auch als Kirchgänger werden Martin Luthers Eltern die Vatteröder Kirche aufgesucht haben. In den ersten Jahren des Kirchenneubaus war Martin Luther noch Schüler der Mansfelder Stadtschule. Und somit können wir davon ausgehen, dass der Sohn Martin Luther seine Eltern sonntags zur Kirche begleitete.

Wir begeben uns auf Spurensuche über die Rabenkuppe, angeblich sollen von der ehemaligen Oberrabenhütte noch Haldenreste vorhanden sein. Ob wir darüber stolpern werden? Und wir folgen dem Weg weiter nach Vatterode. In der Hoffnung uns vorstellen zu können, was Martin seinerzeit auf diesen zwei Kilometern entdeckt haben könnte. Wir sind gespannt.

  • Strecke: 8 km
  • Dauer: ca. 3.5 h
  • Beschaffenheit: Feldweg, teilweise Rasenflächen
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Die Wanderung startet am Elternhaus Martin Luthers, zentral gelegen, in der Ortschaft Mansfeld.

Durch die Ortschaft Mansfeld führt der Weg über den Hagenbach.

Von der Bahnhofstraße links abbiegend führt ein Hohlweg, welcher sich über die Jahrhunderte tief in den Mansfelder Boden gegraben hat.

Oberhalb des Hohlweges stehen links noch wenige Häuser und die Straße geht in einen Feldweg über, der zwischen den Feldern nach Vatterode führt. Pflaumenbäume und Brombeeren säumen unseren Weg, ein Hügel linkerhand erregt unsere Aufmerksamkeit. Neugierig und übervoll bepackt mit Pflaumen und Mirabellen wollen wir den Hügel erkunden. Sind vielleicht auch schon Luthers Eltern zu diesen Hügel gewandert? Werden wir von dieser Anhöhe die gleiche Landschaft erblicken wie sie?

Vom Wegesrand aus erschließt sich ein erster Ausblick übers Feld auf die im Tal gelegene Ortschaft Mansfeld sowie auf das gegenüberliegende Schloss. Die Kirchturmspitze im Tal dürfte sich wenn überhaupt zu Luthers Schulzeit in Mansfeld (1488–97) noch im Bau befunden haben. Der Bau der Festungsmauern des Schlosses wurde wohl erst begonnen nachdem Luther schon längst in Wittenberg lehrte (Promotion 1512). Den freien Blick dürfte es jedoch bereits gegeben haben, lange Zeit war auch der Schlossberg kaum bewaldet, man brauchte viel Holz nicht allein zur Verhüttung.

Nach dem Verlassen des Weges zwischen Mansfeld und Vatterrode führen mehrere steile Trampelpfade durch eine Heidelandschaft auf die Spitze der Rabenkuppe.

Von der Anhöhe erblicken wir nun auch die Vatteröder Kirche, zu welcher auch die Mansfelder Kirchgänger haben laufen müssen, während ihre eigene Kirche neuerbaut wurde.

Auf der Spitze des Hügels angelangt machen wir eine Pause, inmitten von blühenden Heidekräutern schauen wir auf die Felder. Hier oben steht eine Bank und neben ihr ein Stein. Während der Rast ritzte einer von uns den Namen LUTHER in den großen Klotz hinein an dem wir nun saßen. Bloß hatte der Klotz etwas mit Luther zu tun? Die Frage, ob das ein Gedenkstein für Luther sein könne, führte zu den wildesten Mutmaßungen. Das hier einst Luthers Eltern Händchen hielten, war vielleicht der romantischen Abendstimmung geschuldet, aber wir hatten eine Frage und der wollten wir auf den Grund gehen.
Woher die Rabenkuppe ihren Namen hatte, wussten wir bereits. Der Hügel war einst eine Richtstätte. Vermeintliche Missetäter wurden hier, auf lichter Höhe, der harten Strafe des Räderns unterzogen. Raben machten sich wohl anschließend über die so Hingerichteten her. So entstand der Name Rabenkuppe.

Der Abstieg durch die Heidelandschaft gab uns Anlass für weitere Spekulationen, zwischen den Birken finden sich auffällige Gruben. Sollte Luthers Vater hier nach Kupfer gegraben haben? Schließlich hat er die „Hütte vorm Raben“ betrieben. Aber sollen die Einstiege nach 500 Jahren noch so deutlich zu erkennen sein? Vielleicht sind es auch Geschützstellungen aus dem zweiten Weltkrieg?

Vom Ortseingang Vatterode blicken wir uns zur Rabenkuppe um und hoffen von den Anwohnern auf einige unserer Fragen Antwort zu erhalten.

Wir Treffen einen Mann, der sich an seinem Haus zu schaffen macht und wir fragen sogleich nach den Löchern oben auf der Rabenkuppe. „Flak? – wenn da oben Löcher sind, dann sind die noch von unseren Buden. Die haben wir uns gebaut. Wir haben es damals als Jugendliche schwer gehabt.“ Sagt er verschmitzt. „Es gab damals drei Gruppen Halbköpfe, aus Mansfeld, aus Gräfenstuhl und wir von Vatterode – einige Auseinandersetzungen. Da haben wir schon mal kurz die Hucke vollgekriegt.“ Wir sprechen ihn auf seinen Hausbau an und es sprudelt weiter: „Ich baue seit zwanzig Jahren ohne Kredit. Mein Opa war Neubauer im Zuge der Bodenreform und von dem ist das Haus. Dafür dass ich wohnen darf muss ich nicht mal Kurtaxe zahlen.“ Wir erzählen ihm von unserer Tour und auch er stellt sich vor: „Werner Bräutigam. Bräutigam – ja ich bin's ewig.“ Wir fragen Herrn Bräutigam auch nach dem vermeintlichen Gedenkstein auf der Rabenkuppe. „Den Stein hat Herr Wunderlich, mein Nachbar, da oben hingestellt, er war doch Gewölbehauer. Das war eine Bier-Wette zwischen Werni Thormann und Herrn Wunderlich den Stein da hochzubringen. Das war in den1980er Jahren. Werni ist der Wirt vom Goldenen Hammer. In das Haus von Herrn Wunderlich sind jetzt junge Leute eingezogen. Vielleicht wissen die mehr.“ Zum Schluss fragen wir noch nach der Schlackenhalde in Leimbach. Dort wo wir auch die Hütte vorm Raben vermuten. „Da war die Hütte vor Leimbach, dort wo die bald 500 m lange Halde ist. Gemeint ist die einstige Eckardt-Hütte diese hatte freilich nichts mit Luthers zu tun, sie hatte ihre Hochzeit erst um neunzehnhundert. Und wir fragen: ob denn die dort verbliebene Halde nicht strahlt? „Ja die strahlt wohl ein wenig, man weiß es nicht.“

Die Jungen Leute von nebenan gestatten einen Blick in den einstigen Hof von Herrn Wunderlich. In der Tat, Grabplatten, Gewände, Urnen und Mühlensteine, der Hof ist voll mit behauenen Steinen. Werni kennen Sie auch und auch sie schicken uns in den Goldenen Hammer.

Aber zuvor wollen wir die Kirche von Vatterode besichtigen. Unterhalb des Kirchberges befindet sich die 1882 gepflanzte Lutherlinde.

Jürgen Kaschuba hat Zugang zur Kirche die ihren Namen nach Bonifatius trägt und im 11. Jahrhundert erbaut worden ist. Er führt uns durch den Kirchraum und erzählt uns von der Wiederherrichtung der Kirche in den vergangenen Jahren. So gibt es auch den Förderverein Bonifatiuskirche e.V., der sich sowohl um die baulichen Dinge als auch um die Nutzung der Kirche bemüht.

Jürgen Kaschuba hat sein Haus direkt gegenüber von der Kirche und lädt uns zu sich ein. Seine Frau, die uns ebenfalls begrüßt, hat hier ein Atelier und möchte im ausgebauten Dachstuhl Kunst ausstellen. Er erzählt uns, dass er eigentlich aus Thüringen kommt. „Ich war mal auf einem Schachturnier auf dem Mansfelder Schloss und es war Sonnenschein in einem milden Dezember. Bei einem Ausflug ins Umland stand ich hier und war begeistert. Der alte Apfelbaum die dicken Sandstein Mauern des Hauses und die Kirche zu der das künftige Künstlerhaus gehört.“
Wir erzählen dem Paar von unseren Exkursionen durchs Mansfeld und schließlich posieren beide für uns hinter einer wilhelminischen Lutherbibel.

Vom Kirchberg laufen wir hinunter zur Dorfmitte.
Vorm Goldenen Hammer parken zahlreiche Autos und ein Blick in den Gastraum bestätigt erste Vermutungen – der Goldene Hammer ist gut besucht und kein Platz mehr zu haben. Wir setzen uns in einen offenen Schuppen am Ende des Hofes, nicht ohne vorher nach Werni Thormann zu fragen. Er wird kommen, aber wird er auch das Rätsel um den Stein auf der Rabenkuppe lösen?

Der Schuppen ist wohl dekoriert mit Sinnsprüchen wie „Durst ist schlimmer als Heimweh“, hinter zwei Bänken lugt Ernst Thälmann hervor, schnell ist das Bild für ein Foto freigeräumt.
Ebenso stellen wir die Bierbänke wieder ordentlich davor.
Jetzt kommt Werni, er erkundigt sich nach unserem Begehr und hält inne: „Unmöglich – Wer hat denn die Bänke vor den Ernst gestellt?“– fragt er. Ernst Thälmann, prominenter Kandidat der KPD im Wahlkampf um das Amt des Reichspräsidenten (1932) gegen Adolf Hitler, ist Namengeber für zahlreiche Straßen und Ortsteile im Mansfelder Land, auch ein ehemaliger Schacht trägt seinen Namen, vormals Graf Vitzthum-Schacht. Woher aber das Thälmannbild stammt, fragen wir Werni bestimmt ein anderes Mal.

Nun, wir erkundigen uns nach dem vermeintlichen Luther-Gedenkstein auf der Rabenkuppe. Werni erzählt von der Wette mit Herrn Wunderlich, ob man den Stein da hochkriegt, dass es um ein Fass Bier ging, und woher der Stein käme, von einem Gutshaus, das abgerissen wurde und übrig blieb unter anderem dieser Gesteinsbrocken. „Mit’m LO hammer den hochgetreckt.“ Werni erzählt sehr schnell und im tiefsten Mansfeldisch, LO heißt LKW. Er holt dann alte Fotos von der Wettaktion … „in’n achtsern war das, sechsnachtzigg“. Er erzählt von Düsenjägern, jungen Mädchen und anderen Begebenheiten. Aber was sind das für Gruben da oben zwischen den Bäumen? „De Flak war da ohm“ – also doch keinen Schachtzugänge, keine Budenreste von Kindern – der zweite Weltkrieg. „N’Amerikaner ham die geschossn“. Wernis Storys sind sicherlich abendfüllend. Wir müssen jedoch aufbrechen. Drinnen im Gastraum hängt auch tatsächlich ein Bild von einem Kampfjet älteren Datums nebst Autogramm.

Wir machen uns auf den Heimweg nach Mansfeld und laufen von Vatterode über Leimbach entlang der Straße. Nach dem Ortsende von Vatterode eröffnet sich links der Straße eine langgestreckte flache Halde. Hier war die Eckardt-Hütte Mitte 19. bis Anfang 20. Jahrhundert in Betrieb. Mühsam besteigen wir den Haldenrand, um einen Blick auf das Plateau zu erhalten. Die Schlacke splittert unter den Füssen wie Glas. Oben angelangt erblicken wir das gesamte Areal, es ist wirklich riesig und man ahnt wie groß die einstige Hütte gewesen sein muss und vor allem wie viele Tonnen hier verhüttet worden sind. Die Hütte wurde längst abgerissen. Wir starren über die Fläche, hinten stehen ein paar Birken. Sie werden als Pionierpflanzen bezeichnet, weil sie Ödland für spätere Vegetation vorbereiten. Aber wenn hier alles umgewälzt wurde, das einstige Tal der Wipper, sie fließt hinter der Halde nach Mansfeld, zugeschüttet worden ist und selbst die Eckardt-Hütte nach knapp 100 Jahren längst verschwunden ist … Was soll denn dann eigentlich noch von den Hütten der Familie Luther übrig sein? Mehr Informationen gibt es hier.

Schwer beeindruckt von so vielen persönlichen Geschichten, folgen wir der Bahnhofstraße nach Mansfeld. Auf einem Betriebsgelände vor dem einstigen Bahnhof steht ein Multicar, er wird wohl von Horst gefahren. Bevor wir die Gleise der Wipperliese queren, finden wir noch ein paar Apfelbäume, deren Früchte uns an das Hier und Heute denken lassen.

Geschichten und Fundstücke

Die Wolfsmilchschwärmerraupe

Wir steigen das Nordufer des ehemaligen Salzigen Sees hinauf und blicken über die Fläche aus sumpfigen Wiesen mit resedagrünen Flecken und schilfbesäumten Wasserlöchern. Zwischen den Inseln aus Binsen schwimmen Wasservögel. Den Hang wieder hinunterlaufend entdecken wir mehrere größere bunte Raupen. Anschließende Recherchen egeben: es sind die Raupen des Wolfsmilchschwärmers, eine seltene und geschützte Art. In der Tat auf einem der Bilder kriecht die Raupe durch Wolfsmilchsgewächse, diese sind typisch für trockene stark besonnte Flächen.

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Unnamed Road, 06317 Seegebiet Mansfelder Land, Deutschland

Mundloch des Schlüsselstollens bei Friedeburg

Der Schlüsselstollen ist mit einer Länge von 32,3 km einer der längsten bergmännisch hergestellten Stollen in Europa. Er liegt auf seinem etwa halbkreisförmigen Weg entlang des Ausgehenden des Kupferschiefers vom Mundloch über Gerbstedt, Hettstedt, Klostermansfeld und Helbra bis nach Eisleben. Er gilt auch als ein Denkmal für die Kunst der Bergleute des 18. und 19. Jahrhunderts. Der Schlüsselstollen ermöglichte in den Jahren um 1890 – 1900 den Erhalt des Mansfelder Bergbaus in der Phase der großen Wassereinbrüche und stellte bis zur Einstellung des Bergbaus 1969 das Rückgrat der Wasserhaltung dar. Auch heute noch erfüllt er mit der Abführung von 20 – 25 m³/min aus der seit 1981 gefluteten Mansfelder Mulde seine Pflicht bei der Erhaltung des bestehenden hydrologischen Zustands. Noch heute sind einige Lichtlöcher des Schlüsselstollens zu seiner Unterhaltung befahrbar.

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Neue Siedlung 9, 06347 Gerbstedt, Deutschland

Lutherhalde Goldgrund

An einem heißen, sonnigen Tag im Juni begeben wir uns auf die Suche nach einem Zeugnis der Tätigkeit Hans Luders als Hüttenmeister. Der Vater des Reformators betrieb als umtriebiger Unternehmer im Bergbau zahlreiche Schächte in der Umgebung der Stadt Mansfeld, deren Halden jedoch bis zum heutigen Tag verschwunden sind. Auf dem so genannten Eisleber Berg am Goldgrund – in der Nähe von Wimmelburg – ist hingegen noch eine kleine Schlackehalde (1495–1509) Hans Luders zu finden. Wir entdecken sie auf einem Privatgelände hinter einem Maschendrahtzaun, vor dem eine Tafel auf die Vergangenheit des Geländes aufmerksam macht. Mit Blick auf den kleinen Hügel setzen wir uns an das Ufer des Goldgrundbachs und lassen unsere Füße im eiskalten Wasser baumeln.

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Pfingstfest: Waldpartie

Nachdem der Pfingstmontag in Ahlsdorf bereits am frühen Morgen auf dem Dorfplatz begonnen hat, verlagert sich das Geschehen auf die Pfingstwiese am Brandholz. Die kostümierten und beschwipsten Pfingsttänzer treffen dort von den Läufern angetrieben als erstes ein. Zahlreiche Kleingruppen folgen ihnen mit Picknickkörben ausgerüstet die Annaröderstraße hinauf in Richtung Waldrand. Dort werden die Pfingstgäste zur Waldpartie bereits erwartet: Auf der langgestreckten Wiese reihen sich zahlreiche bunte, selbstgebaute Spielbuden, ein Ausschank und ein Bratwurststand aneinander. Ein Flugzeug der “Lusthansa” – ein umgestalteter Anhänger, der von einem VW-Golf gezogen wird – füllt sich immer wieder mit neuen Gästen und zieht seine Bahnen den Waldweg hoch und runter. Wiederholt wird die Bahn jedoch für die jüngsten Läufer freigegeben, die ihre Peitschen bereits gekonnt knallen lassen. Pfingstburschen können sie dennoch erst im Alter von 18 Jahren werden - So will es der Brauch.

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Unnamed Road, 06308, Deutschland

Bad im Fischteich

In der Mittagshitze des Pfingstmontags werden die Pfingsttänzer von der Pfingstwiese den Berg hinab durch den Wald zum Ahlsdorfer Fischteich getrieben. Das Bad im Teich gehört zu den Höhenpunkten der Festlichkeiten und wird zum Spektakel: Trockeneisschwaden ziehen über das Gewässer, ein Bursche nach dem anderen landet im feuchten Nass und das Wasser für die Fische wird immer knapper und trüber. Inmitten des Tümpels dient eine Überlauftonne den Burschen als Anlaufpunkt. Einer der Burschen stellt sich auf die Tonne und lässt die Peitsche knallend kreisen, während sich zahlreiche weitere Burschen auf die Tonne setzen, oder sich weiter unten an ihr festklammern und wegducken. Auch die Schaulustigen am nahegelegenen Ufer werden nicht verschont. Immer wieder fliegt Matsch in die Menge und einzelne müssen den Burschen unfreiwillig ins schlammige Gewässer folgen. Aus sicherem Abstand lässt sich das Treiben hingegen vom Vereinsheim aus beobachten. Dort ist inzwischen auch der Spielmannszug Großörner eingetroffen und reiht sich in die Schlange der Durstigen am Ausschank ein.

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Unnamed Road, 06308 Mansfeld, Deutschland

Flamme der Freundschaft

Innerhalb eines Wohngebiet am Rande des Stadtzentrums von Hettstedt befindet sich die »Flamme der Freundschaft«. Das 10,5 m hohe Denkmal erinnert an den Anschluss des Walzwerks und der Kupferhütte an die 1974 neu verlegte Gasleitung aus der ehemaligen Sowjetunion. Hettstedt und die umliegenden Betriebe waren bis zu diesem Zeitpunkt auf Brennmittel wie Kohle und Holz angewiesen, somit wurde die Anbindung an das russische Gas, gerade in Anbetracht der Luftverschmutzung, freudig begrüßt. Am 3. Oktober 1974, reiste eine Delegation aus dem ukrainischen Kriwoj Rog (bekannt aus dem Film »Fahne von Kriwoi Rog« 1967) an,  um das aus sechs Tonnen Edelstahl und weiteren sechs Tonnen Bronze erschaffene Bauwerk einzuweihen. Das gestaltete Areal diente zudem als Aufmarsch- und Festplatz, heute wirken die leeren Flächen verwaist. Im Sockel des Denkmals hat der Förderverein zur Erhaltung der Flamme der Freundschaft (Risom-Tradition) seinen Sitz. Dieser beherbergt außerdem eine kleine Privatsammlung des ehemaligen Bergarbeiters Lothar Hentschel, welcher zudem der Vorsitzender des Vereins ist. Heute macht man sich Sorgen um das Denkmal. Zum einen wird die ideologische Ausrichtung des Denkmals kritisiert, zum anderen aus Angst vor Metalldieben, die womöglich mit einem russischen Großhubschrauber den Obelisken Hettstedts entführen könnten.

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Flamme der Freundschaft, Hettstedt, Deutschland

Kriegsende 1945 bei Ahlsdorf

In den Morgenstunden des 13. April 1945 kam an der Bahnstrecke hinter Ahlsdorf, 14 Tage vor dem Kriegsende zu einer Auseinandersetzung zwischen amerikanischen Soldaten und einem versprengtem Trupp des Volkssturms. Dabei fielen 10 Anhänger des Nazi-Regimes bei Kämpfen mit den aus Westen, von der Annaröder Anhöhe, kommenden Amerikanern. Im Dorf gibt es noch Erinnerungen daran, auch wenn die Gefallenen, bis auf den dort ansässigen Lehrer, nicht aus der Region kamen. Eine Tafel, ein Stein sowie ein Denkmal auf dem örtlichen Friedhof erinnern an das Geschehen. Die Bahnlinie war ein militärstrategisch wichtiger Punkt. Die als Kanonenbahn (Bauzeit: 1877–1882) bekannte Strecke zwischen Berlin und dem südlich von Ahlsdorf gelegenen Blankenheim verknüpfte den Großraum Berlin mit dem industriell stärker ausgeprägtem Westen des Landes.

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Bärenstraße 14, 06313 Ahlsdorf, Deutschland

Pfingstfest: Maienschlagen

Am Pfingstsonntag, kurz nach Sonnenaufgang treffen sich die ausdauernsten Pfingstburschen zum erneuten Maienschlagen, um auf dem Festgelände die bereits welken Birken auszutauschen. Dazu wird ein Traktor nebst Anhänger bereitgemacht, und eine Gruppe von ca. 10 Männern macht sich auf in die nahegelegene Flur hinter Ahlsdorf im Bereich der Zugstrecke. Die jungen Birken wurden zuvor ausgekundschaftet, sodass schnell mit dem Schlagen der ca. 3m hohen Bäumchen begonnen werden kann. Zur Erfrischung gibt es selbstgemachte Fruchtbowle und immer wieder wird die sogenannte Zählung durchgeführt, ein penibles Kontrollieren der Anwesenheit der Burschen welches bei Missachtung mit einer nicht geringen Geldstrafe geahndet wird. Mit einem Anhänger voll frischem Grün geht es zurück durch das Dorf hinauf in den Ahlsdorfer Grund. Am Ende des besiedelten Gebiets wird die Gruppe von einem älteren Ehepaar zum Kaffee empfangen, eine versprengte Gruppe Burschen triffst erst hier auf die Gesellschaft und muss somit eine Strafe zahlen. Die Sonne steht jetzt bereits steil am hochsommerlichen Himmel, der Zug macht sich jetzt auf zum Vereinsheim, weiter bergauf im Grund gelegen, um dort bei einem kräftigen Frühstück den weiteren Tag zu besprechen. Der Grill ist bereits vorgeheizt und die eigene Schankanlage in Betrieb. Es gibt Heimisches vom lokalen Fleischer und allerlei Späße untereinander. Gegen Mittag soll der Festplatz erreicht werden, unter lautem Gesang und mit vielen frischen Maien auf dem Anhänger, treffen die Pfingstburschen pünktlich hier ein.

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Grundstraße 23, 06313 Ahlsdorf, Deutschland

Großbäckerei Hettstedt

Auf dem Weg aus Hettstedt heraus, zwischen Malereibetrieb, Automobilhaus und LKW-Station, liegt ein verlassenes Industriegelände. Es ist komplett farblos, ausgeschlachtet und bietet wenig Hinweise auf dessen frühere Nutzung. Einige Indizien weisen auf einen Bäckereigroßbetrieb hin, wie zum Beispiel große gekachelte Räume, Hinweisschilder mit Hygienevorschriften ("Erst desinfizieren, dann produzieren.") und alte Verpackungstüten mit der Aufschrift "Ossi"-Bäckerei mit Adressangabe. Eine kurze Recherche klärt über die Geschichte der DDR-Großbäckerei auf. Nach der Wiedervereinigung wurde diese privatisiert, in "Ossi"-Bäcker umbenannt und findet in dieser Neuorganisierung bereits in den Neunzigern eine schnelle Schließung. Der Name "Ossi-Bäckerei" lässt Raum für Spekulation über eine voreilige und verzweifelte Marketingstrategie.

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Auf dem Weinberg 4, 06333 Hettstedt, Deutschland

Schießstand bei Sandersleben

Wir folgen hinter dem Bahnhof von Sandersleben der Arnstedter Straße und erreichen nach einer kurzen Steigung das freie Feld. Nach einigen Metern auf der Birnenallee führt eine Fahrspur nach rechts zu zwei Containerhäuschen. Hier treffen wir Frau Rockmann die Vorsitzende vom Arnstedter Schützenverein, sie hat gerade frische Tontauben vorbeigebracht und macht nun Vesper und schaut dabei übers Land. In der Senke des Schießstandes liegen die zahlreichen neonfarbene Splitter zerschossener Scheiben. Die Scheiben sind aus Ton und somit biologisch abbaubar, versichert uns Frau Rockmann  Wir fragen wie wir uns das Schützendasein vorstellen können und wer überhaupt zum Schießen kommt. Frau Rockmann steigt aus dem Auto, eine Böe pfeift über unsere Köpfe. Der Wind hier oben macht es schwierig aber es ist gut für die Kasse  sagt sie schmunzelnd und sie erzählt gleich weiter, “wir schießen auf Trab und manchmal machen wir auch Bogenschießen. Es kommen auch welche die vor der Jägerprüfung stehen zum Üben her. Geschossen wird sonntags ab 10 Uhr.” Bevor wir weiterfahren schenkt uns Frau Rockmann zum Abschied zwei ganze Tonscheiben.

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Unnamed Road, Deutschland

Ein weißer Gulasch-Bus

Oberhalb von Walbeck, an der B180 in Richtung Aschersleben, steht an allen Werktagen mittags der Gulaschkanonen-Bus. Wir kommen auf dem Feldweg vom Unterdorf den Berg hochgefahren und einer Erscheinung gleich erwartet uns am Chausseerand ein langer weißer Ikarus-Bus. Zwischen dem Megabombing >Hahndorfsgulaschkanonenbus< an seinen beiden Seiten hüpfen Eistüten, Bockwurst und Kaffeetassen. Die Zieharmonikatür öffnet sich per Knopfdruck. Im inneren vermitteln Bistrotische, Gardinendekor und Kunstblumen die Behaglichkeit von einem Diner. Die Scheiben sind vom Wirsingdampf beschlagen. Jenseits der Gläser rollt unaufhörlich der Verkehr der Bundestraße. Auch wenn Hahndorfs ihre Gulaschkanonen längst in Großörner, in Welfesholz und neuerdings auch in Aschersleben auffahren, dieses mobile Restaurant ist etwas ganz Besonderes.

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B180, 06333 Walbeck, Deutschland

Die Halde hinter Hergisdorf

Zwei Mitarbeiter der Getränke Quelle in Hergisdorf und Anwohner der Halde wurden beim Entladen eines Lieferautos getroffen und berichteten über die Halde: Erst nach der Wende wurde die Strahlung gemessen. Zu DDR-Zeiten hat niemand über Strahlung der Halde geredet. Bei Ahlsdorf/Hergisdorf wurden mittlerweile etwa 5 Meter von der Haldenhöhe abgetragen, Richtung Wimmelburg wurde noch nichts abgetragen. Die Anwohner bestätigen, dass das Schwarz beängstigen kann, sie als Anwohner ignorieren aber die Halde: "Da guckste gar nicht mehr drauf. Das war schon immer da." Sie schätzen außerdem, dass es in ihrem Umfeld nicht übermäßig viele Krebserkrankungen gibt. 80–90 Jahre sei eine übliche Lebenserwartung. Es wurde bis zur Wende gearbeitet und abgekippt. Die Loren fuhren als kleiner Zug an und wurden von Arbeiterinnen, die an den Rädern standen, ausgekippt. Arbeiter führten die Lok. Besonders das Auskippen sei gefährlich gewesen, da die heiße, flüssige Schlacke überschwappen konnte und die Loren im Zug zusammenhingen. Die Anwohner sagen, es habe viele Verletzungen gegeben, wovon nur wenig bekannt wurde. 1989/90 wurde der Betrieb sofort eingestellt. Die Betriebsschließung war schon geplant, denn der Kupferschiefer war fast ausgeschürft. Aber solange in Sangerhausen gefördert wurde, wurde die Hütte betrieben. Dazu war einst geplant, per Seilbahn von Sangerhausen Erz in Loren bis in die Hütte des VEB Mansfeld Kombinates bei Ahlsdorf/Hergisdorf zu befördern. Die Realisierung des Projekts war zu kostenintensiv. Die Masten, die dafür schon aufgestellt waren, sind mittlerweile nicht mehr da.

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Hüttenhof 12, 06313 Hergisdorf, Deutschland
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