Luthers kalte Stelle

  • Strecke: 35 km
  • Dauer: ca. 7h
  • Beschaffenheit: Straße, Asphalt, Feldweg
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Anlass unserer Tour war Martin Luthers “letzte Reise”. Der Reformator machte sich im Januar 1546 auf den Weg nach Eisleben, um Streit zwischen den gespaltenen Grafen von Mansfeld zu schlichten. Diese währten bereits über 30 Jahre, mal ging es um die Monopolisierung des Bergbaus, später um die Predigerstelle der St.-Andreas-Kirche (Eisleben). Er verstarb dort am 18. Februar, nach Abschluss des Schiedsgerichts.

Luther wurde von seinen drei Söhnen, deren Erziehern und seinem Famulus begleitet, ab Halle schloss sich ihnen Prediger Justus Jonas an und hier beginnt auch unser Trip.

Wir starten bei angenehmen Sonnenschein mit einer kurzen Einführung zur Route und dem Hintergrund der Unternehmung auf der Peißnitz-Insel. Am Fluss entlang und über die Brücke erreichen wir schnell die Dölauer Heide.

Als Luthers Reisegesellschaft am 25. Januar 1546 die Saale zu überqueren gedachte, war ihnen eine weniger zügige Reise vergönnt, da Hochwasser und Eis eine Schiffung unmöglich machten. Diese gelang erst drei Tage später. In der Zwischenzeit predigte Luther ein letztes Mal in der Marktkirche und genoss gutes Bier, vermutlich im Gasthaus “Zum Mohr”. Denn der Rückweg nach Wittenberg war ebenso unmöglich, durch Überschwemmungen im Bereich der Bitterfelder Mulde.

Nach 8km erreichen wir Lieskau. Sofort fallen Straßennamen wie “zu den Tonlöchern” und “am Kalkofen” auf. Diese deuten auf den Abbau von Ton, Kaolin und Kalk hin, der in dieser Region betrieben wurde. An der Straße nach Köllme passieren wir einige geflutete Fördergruben. Der Reiz hier länger zu verweilen ist groß, das Wetter und das klare Wasser laden zum baden geradezu ein.

Unsere erste Rast, an der Kante eines ehemaligen Kalksteinbruchs, dessen Wände fast 40m senkrecht abfallen.

Der nächste Ort auf unserem Weg ist Zappendorf. Gedenksteinartig begrüßt uns eine ehemalige Lore mit “Glück auf” und der Dorfausläufer mit der alten Fördergrube und den so regel- und zweckmäßigen Tonziegelhäusern beweist, dass es sich hier um eine ehemalige Arbeitersiedlung handelt.

Martin Luther und seinen Begleitern wurde hier ein wahrlich kolossalerer Empfang zu Teil. 113 Reiter (katholische Quellen sprechen von 60 Berittenen) der Grafen von Mansfeld erwarteten die Reisegesellschaft und eskortierten diese auf dem weiteren Weg. Die Anzahl mag Ausdruck der Hochachtung sein, die Luther genoss, ist aber auch ein Indiz für die Konkurrenz der drei Linien untereinander, denn jede hatte offensichtlich ein eigenes Geleit entsandt.

Die Bäckerei von Langenbogen, die wir bei einem kurzen Abstecher ins Dorf entdecken, wirbt mit einer besonderen Spezialität – den Ossibrötchen. Leider sind wir am Sonntag hier und können uns nicht von deren Köstlichkeit überzeugen.

 

Wieder auf der eigentlichen Strecke, wir sind inzwischen 16,5 km gefahren, befinden sich rechter Hand kleine, private Weinberge. Wir folgen “Der Welle” bis Rollsdorf.

Die Qualität des Landweins lobt Luther in einem Brief an seine Frau Katharina. Auch der Mansfeld-Chronist Cyriakus Spangenberg berichtet von den Rebsorten, die teils noch heute angebaut werden: Muskateller und Traminer.

Ebenso wie Martin Luther 460 Jahre zuvor passieren wir den “Süßen See” am Nordufer, mit Seeburg und seinem Schloss im Rücken. Der See dient heute der Bevölkerung als Naherholungsort für warme Tage wie diesen. An den Badestrand reihen sich Kleingärten und Lauben.

Am 30. Kilometer erwartet uns das vorläufige Ziel – “Luthers kalte Stelle”. Der Platz mit der obligatorischen Sitzbank und einer kleinen Gedenktafel kurz vor Unterrissdorf versprüht, neben der Landstraße, nur wenig historischen Charme. Aber was war hier eigentlich passiert?

Luther selbst beschreibt, dass ihm bei “Rißdorf, hart vor Eisleben” ein kalter Wind in die Kutsche gefahren und das Hirn zu Eis gefroren sei. Seine Begleiter berichten hingegen auch von Muskelkrämpfen im Arm und einem plötzlichen Schwächezustand des Reformators – Anzeichen einer Angina pectoris und Vorbote des Todes Luthers.

Der Pfarrer von Unterissdorf, Frithjof Grohmann hatte von der Geschichte erfahren und richtete deshalb an diesem Ort eine Erinnerung an diese Anekdote ein.

Wir stärken uns mit “Lutherwein” und Schmalzstullen vom Weingut Hoffmann aus Höhnstedt und machen uns auf den restlichen Weg, Eisleben ist schon in Sicht!

Unser Weg führt durch eine Gartenanlage. Hier, am Ostrand von Eisleben, lag wohl einst der “Stinkende See”, wir fahren auf einem Damm entlang, den wir als Teil des Entwässerungssystems vermuten. Dieses wurde  im 12. Jahrhundert von angesiedelten Friesen zur Gewinnung von Ackerland angelegt.

Wir erreichen den Marktplatz von Luthers Geburts- und Sterbestadt und begeben uns zum Museum “Luthers Sterbehaus” nahe der St.-Andreas Kirche. Hier kann der Besucher weitere Details über Luthers letzte Reise erfahren sowie die Hintergründe seines Ablebens. Zum Haus selbst ist wohl erwähnenswert, dass dieses nicht das ursprüngliche Sterbehaus ist. Es wird heute angenommen, dass Luther 1546 in einem nahegelegenen Gebäude starb, welches heute das Hotel Graf Mansfeld beherbergt.