Martins Kindheit – Spurensuche in Mansfeld
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- Autor(en): AG Geschichte / Martin Luther der Sekundarschule Mansfeld
Gemeinsam mit den Schülerinnen und Schülern der „AG Geschichte / Martin Luther“ der Sekundarschule Mansfeld erkunden wir Orte in Mansfeld, die unmittelbar mit der Kindheit des Reformators verknüpft sind. Die AG-Mitglieder besuchen die Klassen 6 bis 10, sind bereits richtige Luther-Experten und erzählen und kommentieren für uns die Geschichten hinter den Mansfelder Bauwerken und Denkmälern.
Wir starten unseren Rundgang in der Lutherstraße, in der sich eine reformatorische Sehenswürdigkeit an die andere reiht.
Vom Postplatz kommend, treffen wir bereits nach wenigen Metern auf der rechten Straßenseite auf Luthers Elternhaus. Martin Luthers Eltern hießen ursprünglich Luder. Erst später lässt Martin seinen Namen in Luther – nach dem griechischen Wort “eleutheros” ( “Befreiter“, “frei“) ändern.
1484 zog Hans Luder mit seiner Familie von Eisleben nach Mansfeld. Er erwarb dort das Haus gegenüber dem Gasthof “Zum Goldenen Ring” in der heutigen Lutherstraße. Martin Luder wohnte dort mit seinen Eltern, Geschwistern und der Großmutter Margarethe auf einem Vierseitenhof. 1805 wurde der Mittelteil des Hauses abgerissen. Seit den 80er Jahren des 19. Jahrhunderts befand sich eine Diakonissenstation in Luthers Elternhaus. Eine Bewohnerin war die Diakonisse Berta Israel, die von 1952 bis 1977 als Gemeindeschwester in Mansfeld tätig war. 1998 wurde sie zur Ehrenbürgerin der Stadt Mansfeld ernannt. Seit 1936 betreuten die Diakonissen im Elternhaus auch Räumlichkeiten unter dem Dach als Museum.
In den vergangenen Jahrhunderten wurden am Elternhaus immer wieder Veränderungen vorgenommen, Teile abgerissen, neu gebaut oder modernisiert. Am 14. Juni 2014 wurde gegenüber des Elternhauses ein neues modernes Museum eröffnet.
Im Jahr 2003 wurden am Elternhaus Grabungen durchgeführt, bei denen die Archäologen Kellergewölbe und Reste eines Abfallhaufens freilegten – eine wahre Fundgrube. Die vielen Kleinfunde von Tierkochen, Teile von Küchengeschirr und Spielzeug sowie Ziergegenstände wie Knöpfe und Schnallen zeugen vom Wohlstand der Familie Luther.
Ein Mitglied unserer AG wohnt in einem Teil des ehemaligen Elternhauses von Martin Luther. Dort zu wohnen bringt negative und positive Erlebnisse mit sich. Zu den negativen Erfahrungen gehört, dass sich ein kleines Kind nach Lutherischen Veranstaltungen richten muss. Jeden Sonntag war oder ist eine Lutherführung. Manchmal wird man vom Lärm geweckt. Im Vorfeld der Eröffnung störte der Baulärm am neuen Museum. Aber alles in allem, ist es doch schön, in diesem historischen Haus zu wohnen. Es macht doch auch ein bisschen stolz.
Wir folgenden der Lutherstraße weiter den Hang hinauf und erreichen nach kurzer Zeit die Kirche St. Georg.
Die Geschichte der St. Georgskirche geht zurück bis ins 12./13. Jahrhundert. Ursprünglich kreuzförmig angelegt, ist sie eine spätgotische Hallenkirche. Die Turmbasis stammt aus romanischer Zeit. Die St. Georgskirche erhielt ihre heutige Gestalt zwischen 1497 und 1518, nachdem sie durch Brand erhebliche Schäden erlitten hatte.
Martin Luther, der in Mansfeld aufwuchs, von 1488 bis 1497 die Lateinschule besuchte und in der gegenüberliegenden Stadtkirche St. Georg als Ministrant diente, kannte die heutige stattliche Kirche noch nicht, sondern ihre romanische Vorgängerin, auf deren Mauerresten sich der Westturm befindet.
Obwohl Martin Luther 1497 Mansfeld verließ, wurde ihm die neue St. Georgkirche in seinem späteren Leben sehr vertraut. Martin Luther blieb sein ganzes Leben mit Mansfeld, seiner Familie und den Grafen von Mansfeld eng verbunden. Ab dem frühen 15. Jahrhundert hat die Kirche nachweisbar eine reichhaltige Ausstattung, u.a. mindestens 10 Altäre.
In allernächster Zeit (Stand Sommer 2014) sollen in der Grafenloge der St. Georgskirche neu gestaltete Fenster eingebaut werden. Die Kirchengemeinde rief dazu einen Wettbewerb aus, an dem sich sechs Künstler beteiligten. Im Zuge des Wettbewerbs sind die Entwürfe des jungen Leipziger Malers Julian Plodek ausgewählt worden. – Wir haben einen Tag nach der Jury abgestimmt, aber unser Favorit Andreas d’Orfey aus München konnte nicht siegen. Macht nichts, wir können sagen, wir sind dabei gewesen!
In unmittelbarer Nähe der Kirche St. Georg befindet sich in der Junghuhnstraße 2 die ehemalige Schule Martin Luthers.
Am 5. März 1488, zum Gregoriustag, wurde Martin Luther mit 5 Jahren in die Pfarrschule Mansfeld eingeschult. Aus dieser Zeit existiert eine Anekdote: Der Mansfelder Bürger Nicolaus Oemler soll Martin häufig in die Schule getragen haben. Wie und warum ist nicht überliefert. Diese Anekdote wird in den neuen Fenstern der Grafenloge der St. Georgskirche zu sehen sein.
Martins Schulzeit kann man nicht mit unserer heutigen Schulzeit vergleichen. Sie hatten unter anderem keine Schulferien und mussten ihr eigenes Holz zum Heizen der Schule mitbringen. Zu Martins Zeiten bestand keine Schulpflicht. Nur die Kinder reicher Leute konnten zur Schule gehen. Die Mädchen durften die Schule nicht besuchen, viele wurden hingegen ins Kloster geschickt. Martin lernte drei Grundfächer: Grammatik Rhetorik und Logik. Das Einüben des Lateinischen wurde streng geregelt. Die Schule war ein Sprungbett, um später studieren zu können. Martins Vater sah für seinen Sohn das Studium der Rechtswissenschaften vor.
(Lutherschule 1952)
Nach der Sanierung 2003 wurde die Lateinschule als Stadtinformation genutzt, in der auch Fundstücke der Ausgrabungen von Martins Elternhaus zu sehen waren (bis zur Eröffnung des neuen Museums 2014). In der heutigen Stadtinformation befindet sich das Trauzimmer der Stadt Mansfeld.
(Bild 1 Relief am ehemaligen Rektorat neben dem Rathaus, Bild 2 Um 1620 eingebaute Kanzel in der St.-Georg-Kirche)
Im Anschluss geht es weiter bergauf zum ehemaligen Rektorat, dass sich direkt neben dem Rathaus befindet und an dessen Fassade wir auf den heiligen Georg treffen.
Rom hat die Legende von Romulus und Remus. Das Mansfelder Land hat Napian und Neuke als erste Bergleute. Und Mansfeld hat seinen Ritter Georg. Die Lokallegende dürfte vor dem 16. Jahrhundert entstanden sein. Ein Ungeheuer – ein Lindwurm, soll am Schlossberg/Lindberg gehaust haben. Dieser Lindwurm soll täglich von der Mansfelder Bevölkerung eine Jungfrau gefordert haben. Als keine Jungfrau mehr vorhanden war, soll er schließlich die Tochter des Ritters begehrt haben. Ritter Georg kämpfte gegen den Lindwurm und besiegte ihn. Somit rettete Ritter Georg nicht nur die Jungfrau, sondern auch die Stadt Mansfeld vor dem Ungeheuer. Die Stadt soll aus Dankbarkeit ein Holzlindenrelief anfertigen lassen haben. Dieses Holzlindenrelief hing viele Jahrhunderte über dem Hauptportal und ist heute in der Kirche zu sehen. Um Ritter Georg gibt es weitere Legenden: so soll er einer der Grafen von Mansfeld gewesen sein, einst gehörte er zur Tafelrunde von König Artus und kam dann ins Mansfelder Land, Legende vom Drachentöter Georg und, und, und.
Ritter Georg ist eng verbunden mit dem Schloss Mansfeld, der Stadt Mansfeld und der Kirche. Als Kind hat auch Martin Luther die Legenden gehört und sich kritisch über Legenden und Heiligenverehrung geäußert. Vielmehr lässt Luther Ritter Georg als Abbild eines wahren Christen im Kampf gegen widergöttliche Mächte gelten.
Wir gehen weiter zum Lutherplatz, auf dem sich der Lutherbrunnen befindet. Zu Luthers Zeiten stand dort das gemeine Backhaus, wo man armen Leuten Brote gab.
1913 schuf der Bildhauer Paul Juckoff aus Schkopau einen dreiseitigen Obelisk mit drei Darstellungen aus dem Leben Luthers. Es werden entscheidende Ereignisse aus seinem Leben gezeigt.
Teil 1 „Hinaus in die Welt“
Mit 13 (1497) verlässt Martin Luther seine Eltern und damit auch Mansfeld, um in der Ferne, in Magdeburg, weiter zu lernen. Über Martin Luther sind die Portraits seines Vaters und seiner Mutter. Vielleicht sollen sie zeigen, dass die Eltern immer in Gedanken bei ihrem Sohn sein werden. Obwohl Martin Mansfeld sehr früh verließ, bezeichnet er immer Mansfeld als seine Heimat!
Teil 2 „Hinein in den Kampf“
Diese Bronzetafel erinnert an Martin Luthers Thesenanschlag an der Schlosskirche zu Wittenberg (1517). Mit seinen Hammerschlägen begannen die Veränderungen in der katholischen Kirche und der Welt.
Teil 3 „Hindurch zum Sieg“
1521 wurde Luther nach Worms zum Reichstag geladen. Er sollte seine Ideen verleugnen. Aber er war mutig und verteidigte seine Ideen. Auf der Rückreise wird er auf die Wartburg bei Eisenach „entführt“, wo er als Junker Jörg das Neue Testament übersetzt.
Wir haben ein besonderes Denkmal. Es zeigt Martin Luther auch in jungen Jahren und nicht nur als erwachsenen Mann. Der Sockel diente gleichzeitig als Brunnen. Der Heilige Georg – der gerade den Drachen aufspießt- als Krone des Obelisken erinnert an die Tradition der Stadt Mansfeld. Wir sind stolz auf unseren Lutherbrunnen.
Zum Abschluss schlendern wir die Lutherstraße wieder hinunter, biegen rechts in die Teichstraße von der schließlich linker Hand die Flutgrabenstraße abzweigt. Hier gelangen wir zum “Café Wohlsein” wo wir uns wahlweise Softeis oder Kaffee und Kuchen schmecken lassen.
Wir bedanken uns ganz herzlich bei den Schülerinnen und Schülern der „AG Geschichte/Luther“ der Sekundarschule Martin Luther Mansfeld (Jahrgang 2013/2014) und den beiden Leiterinnen Frau Fintzel und Frau Drobny.