Reformation-Tour: Martin Luther und Thomas Müntzer

  • Strecke: 37 km
  • Dauer: ca. 10h
  • Beschaffenheit: Straße, Feldweg, Waldweg
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Unsere Tour führt nach Stolberg im Harz. Hier war nicht nur Luther oft zu Gast sondern auch ein weiterer wichtiger Reformator wurde hier geboren – Thomas Müntzer. Der zweite Tag führt uns nach Sangerhausen, wo wir uns Untertage, in das Besucherbergwerk Röhrigschacht in Wettelrode begeben.

Wenn man das Städtchen Stolberg betritt, hat man das Gefühl sich in einer anderen Zeit zu befinden. Ungefähr 400 Fachwerkhäuser vom 14. bist 15. Jahrhundert befinden sich um das Stolberger Schloss herum. Für Touristen gibt es einige historische Museen, die einem die Geschichte des Mittelalters näher bringen. Zum Beispiel die alte Münze und das kleine Bürgerhaus. Kleine Cafés sowie Restaurants mit lokalen Spezialitäten laden zum verweilen ein.

Das Schloss Stolberg, erbaut im 13. Jahrhundert, befindet sich auf einem Berg oberhalb der Stadt. Sein ältester Bauteil, der Rundturm, stammt aus der Zeit um 1200, die neueren Teile wurden im Stil der Renaissance zwischen 1539 und 1547 erbaut. Im Südostflügel befinden sich das klassizistische Empfangszimmer und der rote Saal nach einem Entwurf von Karl Friedrich Schinkel. Beeindruckend sind der reichliche Stuck und so einige Wandgemälde.

Kurz vor dem Marktplatz befindet sich ein Wegweiser, der zeigt wo sich die Lutherbuche befindet. Vor dem Aufstieg kann man sich noch mit frischem Quellwasser stärken. Vorbei an Heidschnucken geht es einen kleinen Anstieg und ein paar Stufen hoch durch die schöne Herbstlandschaft. Die ursprüngliche Lutherbuche steht hier jedoch nicht mehr, sie liegt vom Blitz getroffen neben den Bänken. Das ehemalige Holzschild wurde kurzerhand auf die Buche neben der alten gehängt. Luther soll über den Anblick von der Anhöhe auf das Städtchen zu seinem Freund Reiffenstein folgendes gesagt haben: Stolberg gleicht von seinen Umrissen einem Vogel. Den Kopf bilden das Schloss und die Flügel, den Schweif, die Straßen des Städtchens. Es liegt durchaus nahe, dass Luther dies äußerte, um zum Bauernaufstand Stellung zu beziehen. 

An einem Besuch in der Friwi Keksfabrik und dem zugehörigen Café kommt man in Stolberg nicht herum. Sie wurde 1891 von Friedrich Wilhelm Witte gegründet und ist noch heutzutage eine der traditionsreichsten Firmen in Stolberg. In der Fabriksverkaufsstelle kann der Besucher zwischen Keksen, Zwieback, Lebkuchen und  handgemachten Pralinen wählen. Wer sich selbst in der Kunst der Parlinenherstellung üben möchte, kann dem Wunsch in der Schauwerkstatt bei Voranmeldung nachgehen.

Vom Stadtkern aus wandert man einen schönen Waldweg entlang zum  auf dem großen Auerberg errichteten Josephskreuz. Es wurde im 19. Jahrhundert von Graf Joseph 1834 in Auftrag gegeben und wird von rund 100.000 Nieten gehalten. Insgesamt wiegt es um die 125 Tonnen und ist 38m hoch. Von der Aussichtsplattform hat man einen wunderschönen Ausblick über den Wald – ein guter Ort um den Sonnenuntergang zu genießen. Am Fuße des Kreuzes befindet sich ein gemütliches Restaurant mit wärmenden Getränken.

Im Jahr 1485 als Kaufmannshaus erbaut beherbergt die Harz-Taverne heute neben einem urigem Restaurant sowie einer Feinkosttheke mit regionalen Produkten auch Ausstellungsstücke der einst hiesigen Waffenschmiede. Das Haus wurde in mehreren Bauabschnitten über die Jahrhunderte Erweitert und brannte zum Großteil ab. Im ersten Stock findet man noch heute eine weitgehend originalerhaltene Stabbohlenstube mit einer außergewöhnlichen Raumhöhe von 2,80m. Beides deutet auf den besonderen Wohlstand der Erbauer hin. Zwischen mittelalterlichen Waffen und Tierfellen, aßen wir, neben dem wärmespendenden Bullerjahn Wildgulasch aus dem Brot. Zwei Häuser neben der Ritterstube soll Luther mit seinem Gefolge genächtigt haben als er im Zuge des Bauernaufstandes nach Stolberg kam. Münzters und Luthers Meinung gingen zu diesem Thema auseinander. Münzer galt als ein ein Verfechter des Bauernaufstandes und Luther, stand auf der Seite der Grafen.

Beim Eintreten in das Hotel Beutel wird man von einer Sammlung verschiedenster Kaffeemaschinen und Kaffeekannen überwältigt. Sie hängen zum Teil von der Decke oder stehen in den Regalen des rustikalen Ambientes. Die Zimmerwände sind ebenfalls mit Holz verkleidet und schaffen so eine gemütlich Atmosphäre. Besonders die großen Hochbetten in den Familienzimmern haben es uns angetan.

Wir verlassen Stolberg und nehmen Bus und Bahn Richtung Sangerhausen. Den Nebel im Nacken betritt man den Wald zwischen Sangerhausen und Lengefeld. Man läuft in alten Hohlwegen oder stolpert über Lengefelder Rogensteine (Bruchsteine aus dem Bergbau der vielen Häusern in der Region als Fundament dient). Ein gebürtiger Wettelroder, zeigt uns den Weg. Der Herbst zeigt sich von seiner schönsten Seite und die Blätter leuchten golden in der Sonne. Mitten im Wald befindet sich die Moltkewarte, ein hoher Turm der dem ehrenwerten Herrn Moltke gewidmet wurde. Die hohe Linde, eine Halde bestehend aus dem unbrauchbaren Steinen des nahegelegenen Bergwerks säumt die Zielgrade auf dem Wanderwerg.

Glück auf! Wie man uns unter den Bergleuten willkommen hieß. Weiter ging es in das Schaubergwerk Röhrigschacht in Wettelrode. Es befindet sich über Tage ein Museum das auf die etwa 800-jährige Geschichte des Kupferschieferbergwerks zurückblicken lässt sowie in unmittelbarer Nähe einen Bergbaulehrpfad. Auf dem Gelände erkennt man schon von weitem ein stählernes Schachtfördergerüst aus dem 19.Jahrhundert. Bevor wir nun die Reise unter Tage antraten, mussten wir uns erst einmal ausstatten lassen mit einem Kittel, einem Helm sowie einer Lampe. Nun ging es mit dem Fahrstuhl in die Tiefe wie man in der Bergmannsprache sagt. Ganze 283m fahren wir in den  Schacht hinunter. Dort erwartet uns die Grubenbahn die uns weitere 1000m in das Abbaufeld des Berges hineinführt. In der etwa einstündigen Führung wird uns die Abbauentwicklung anhand von Schauobjekten von den Anfängen bis zur Gegenwart vorgeführt und erläutert. Die Arbeitsbedingungen waren damals noch ganz andere. In ca. 40cm Schachthöhe krochen die jungen Männer auch die Schächte nur mit einer kleinen Öl-Lampe und einer Hacke ausgestattet. Für uns heute kaum noch vorzustellen. So wundert es nicht, dass Bergleute damals nur ca. 35 Jahre alt wurden.

Der heute als Bade- und Fischteich genutzte Wettelroder Kunstteich ist ein beliebtes Ausflugsziel im Südharz mit ereignisreicher Geschichte. 1728 von Besitzern des Sangerhäuser Bergbaus angelegt, wurde der Kunstteich in den nächsten 200 Jahren für die Betreibung eines Pochiertes und der Versorgung des nahegelegenen Bergbaus mit Kraftwasser genutzt. 1939 bricht der Damm des Kunstteich aufgrund mangelnder Wartungsarbeiten und überflutet weite Teile des Leinetals. Erst 1951 wird er wieder aufgebaut und ist seitdem Pausenstation vieler Rad- und Wandertouren durch das Mansfelder Land.